Peppermintas Ambassadorin Kathrin Altweg im Interview
Prof. em. Kathrin Altweg ist in Klus/Balsthal geboren und aufgewachsen. Sei studierte in Basel Physik als einzige Frau ihres Jahrganges. Berühmt wurde sie als Projektleiterin des Massenspektrometers ROSINA, das an Bord der ESA-Raumsonde ROSETTA den Kometen «Chury» vermessen hat. Sie ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Töchter. 2021 wurde sie vom Solothurner Regierungsrat als Pionierin ni der Wissenschaft und der Gesellschaft ausgezeichnet.
Ganz losgelassen hat Kathrin Altwegg das Rosina-Projekt bis heute nicht: Obwohl sie offiziell im Ruhestand ist, ist sie immer noch an der Auswertung der Daten beteiligt und gibt ihr Wissen an jüngere Kolleginnen und Kollegen weiter.
Kathrin unterstützt als Ambassadorin unsere Peppermintas-Initiative und teilt in einem Interview ihre wertvollen Perspektiven. Wir haben 16 Fragen an Kathrin vorbereitet.
1. Liebe Kathrin, was hat deine Leidenschaft für Astrophysik / Astronomie ursprünglich geweckt?
Ich bin in einer ländlichen Umgebung aufgewachsen, mein Spielzimmer war der Wald mit seinen Lebewesen. Die Natur hat mich immer fasziniert. Zur Astronomie hingegen bin ich aus Zufall gekommen. Ich brauchte nach meinem Physikstudium in Basel und einem PostDoc Aufenthalt in New York eine Stelle und die Uni Bern hat mir eine solche im Gebiet Weltraumforschung angeboten. Mein erstes Projekt dort war die Giotto Mission zum bekannten Kometen Halley, eine extrem spannende, allerdings kurze Mission (9 Monate Flug gefolgt von einem Vorbeiflug am Kometen von wenigen Stunden). Und so bin ich bei den Kometen gelandet und geblieben.
2. Um was ging es bei der Rosetta-Mission? Verfolgst du es noch bzw. bist du noch involviert?
Kometen sind Zeugen des ganz frühen Sonnensystems, enthalten Material aus Zeiten, bevor Sonne, Erde und die andern Planeten entstanden. Durch das Studium von Kometen können wir unsere Geschichte über viele Milliarden Jahre zurückverfolgen. Rosetta war dann die zweite Kometenmission der Europäer, diesmal zum kurzperiodischen Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko. Diesen Kometen hat Rosetta nach 10 Jahren Flug erreicht und ihn dann 2014-2016 während zwei Jahren aus nächster Nähe beobachtet. Ende September 2016 haben wir dann die Rosetta Sonde auf dem Kometen abstürzen lassen mangels Treibstoff. Aber auch acht Jahre nachher sind wir immer noch mit der Analyse der Kometendaten unseres ROSINA Instruments beschäftigt und wir finden immer noch äusserst spannende Resultate.
3. Wie sieht ein typischer Arbeitstag für dich aus?
Ich bin pensioniert, also richte ich meinen Tag nach dem Wetter: bei schönem Wetter draussen auf dem Pferd oder im Garten, bei Regen analysiere ich Daten und bereite Vorträge über Astrophysik vor. Einmal pro Woche bin ich an der Kometengruppensitzung an der Uni und helfe Doktorierenden und PostDocs bei der Dateninterpretation. Ein Tag pro Woche gilt meinen kleinen Enkelinnen.
Während der aktiven Zeit war kein Tag wie der andere: Vorlesung, Sitzungen, Laborarbeit, Datenanalyse, Betreuung von Doktorierenden, Kommunikation mit beteiligten Instituten weltweit und der europäischen Weltraumagentur, Reisen und Administration. Langweilig war es nie.
4. Was war der aufregendste Moment deiner Karriere?
Als wir in den Daten unseres Instruments die ersten Signaturen des Kometen 67P entdeckten. Da wussten wir, dass Rosetta angekommen war und unser Instrument nach 10 Jahren Flug perfekt funktionierte. Ein äusserst gutes Gefühl!
5. Was würdest du jungen Frauen raten, die eine Karriere im Bereich der Astronomie oder allgemein in MINT-Fächern anstreben?
„Yes, we can“. Es gibt keinen Grund, wieso Frauen in diesen Fächern nicht mindestens den Männern ebenbürtig sind. Es fehlt allerdings meist an Selbstvertrauen. Daran müssen wir arbeiten. Wir Frauen haben nicht einfach gute Noten, weil wir fleissig sind und Glück haben und die männlichen Schüler/Studierenden, weil sie eben gut sind, sondern wir haben genau den gleichen mathematischen Verstand, können logisch denken, können experimentieren wie unsere Kollegen. Das müssen wir uns verinnerlichen. „Nicht aufgeben, sich nicht verstecken, auch Du kannst es!“
Das ganze Interview findest du u.a. in unserem Newsletter.